Es braucht ein heterogenes Rudel, um einen Welpen zu erziehen
So, wie es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind groß werden zu lassen. Gefragt ist nämlich die Vielfalt, die es dem kleinen Hund möglich macht, zu lernen und zu einem stabilen Mitglied seines Rudels zu werden. Eben aus diesem Grund ist die Sozialisierungsphase in den ersten Lebensmonaten so wichtig. In dieser Zeit sollte er mit allem ausgestattet werden, was er für sein Hundeleben benötigt.
Dafür ist er im optimalen Fall von seinem ersten Rudel gut bestückt worden. Das Muttertier hat ihn artgerecht erzogen, erste soziale Umgangsformen durfte er mit seinen Geschwistern einüben und Menschenkontakte konnte er ebenfalls auf vertrauensvoller Basis erwerben. Perfekt, wenn dieses Rudel noch weitere (erwachsene) Tiere zu bieten hatte, die der Welpe beschnuppern durfte.
Zieht der entzückende Babyhund nun in sein neues Zuhause, darf er dort erstmal ankommen und das neue Rudel kennenlernen. Erst wenn diese Bande ausgiebig, stabil und vertrauensvoll geknüpft sind, geht es daran die Außenwelt kennen zu lernen.
Dabei hat sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt, dass die Teilnahme an einem Welpentreff oder in der Welpenspielschule der richtige Weg ist, um den Hund zu einem starken und gut sozialisierten Tier zu erziehen. Ist das wirklich so?
Braucht der Hund den Besuch einer Welpenschule?
Es kommt darauf an! Der Besuch einer Hundeschule, die mit einem Welpentraining oder einen Welpenspielrunde beginnt, kann ein guter Einstieg in die Sozialisierungsphase sein. Allerdings muss die richtige Philosophie bzw. das richtige Konzept dahinter stehen, damit der kleine Racker das Richtige lernen kann. Von einer Horde wild um sich tapsender Welpen kann er das nämlich nicht. Was soll ein Welpe von einem Welpen lernen, der auch nicht mehr von der Welt ahnt, als er selbst? Wie erfolgreich wäre in der Realität ein Rudel, das nur von Welpen bevölkert ist? Wie realistisch wird die Welt für den Welpen abgebildet, wenn die Lerngruppe aus lauter ähnlich agierenden Hundeexemplaren besteht.
Ein perfektes Rudel, um den Hund in seiner ersten Lebensphase zu vergesellschaften ist eine heterogene, familienartige Gruppe. Dort lernt er in den ersten vier bis fünf Lebensmonaten all das kennen, was es für ihn zum Leben braucht.
Wenn wir uns nun ausmalen, wie die meisten Welpengruppen zusammengesetzt und organisiert sind, ist das Lernen für den Welpen dort nicht sehr ergiebig. Häufig trifft der Neuankömmling nicht nur auf lauter Babys, sondern oftmals auf eine stark präsente Rasse, weil diese gerade in Mode ist oder die Leiter des Welpentreffs eine gute Verbindung zu bestimmten Züchtern hat. Solche Gruppen sind meist sehr homogen gestaltet, damit der kleine Chihuahua nicht von der überdimensionalen Dogge überrannt wird.
Aus diesem Grund macht ein Welpentreff nur dann Sinn, wenn er die Vielfalt des Lebens abbildet und den kleinen Hund auf seine Zukunft vorbereitet. Und das passiert nur in einem heterogenen Rudel. Dort hat jeder Mensch und jedes Tier seine Funktion; sie lernen den Welpen an, korrigieren und ermutigen ihn.
Achte bei der Wahl der Einrichtung auf das richtige Konzept
Aus diesem Grund bieten sich Einrichtungen an, die auf Rudelhaltung setzen. Unter solch optimalen Bedingungen war das Rudel beim Züchter sehr lehrreich: Es gab das Muttertier, Geschwistertiere, weitere erwachsene Hunde sowie weitere Tiere und Menschen. Damit hat der Hund bereits vielfältig sozial agiert und einiges gelernt, auf das er in seinem neuen Zuhause zurückgreifen kann.
Schön, wenn auch das heterogen ist: in Form von großen und kleinen Menschen, jungen und alten. Die Kleinen spielen mit dem Hundebaby, die großen übernehmen seine Erziehung und das Füttern. Er trifft auf Lebewesen, die immer da sind, andere die zu Besuch kommen. Vielleicht gibt es weitere Tiere, und der Welpe lernt z. B. mit einer Katze im Rudel zu sein. Bevor es in die Hundeschule geht, sollte man deswegen alle miteinander vertraut machen. Der Hund sollte seine Menschen als Sozialpartner akzeptieren, ebenso wie die Rangordnung im Rudel.
Ist das geschehen, kann man mit Hilfe einer Hundeschule den Kontakt des Hundes mit seinen Artgenossen fördern. Eine gute Einrichtung bietet ein heterogenes Rudel an, dessen Vielfalt den Welpen prägt. Dort finden sich nicht nur eine überschaubare Anzahl an Welpen unterschiedlicher Rassen, sondern auch erwachsene Hunde – und Menschen. Ein Hund nämlich lebt und denkt im Rudel. Das ist es, was er lernen muss. Gelingt das, findet sich der Hund später in jedem Rudel zurecht, kann sich einfügen und Aufgaben für das Rudel übernehmen.
Möglich ist das durch die Tatsache, dass in diesen Gruppen, so heterogen sie auch sein mögen, feste Abläufe verankert sind. In einem Rudel herrscht keine Demokratie, sondern eine Hierarchie. Ein Welpe lernt sich zunächst zu orientieren und unterzuordnen. Er macht zwar Erfahrungen mit anderen Welpen, wird aber im besten Fall von erwachsenen Tieren in seinem Verhalten gebremst oder unterstützt. Das lehrt ihn, die Erfahrungen zu sammeln, die er fürs Leben braucht. Das befähigt ihn, sich in jedem Rudel, auf das er trifft, zurechtzukommen.
Der Welpe wird so in die Lage versetzt, zu erkennen, wer welche Stellung er im Rudel einnehmen kann, wem es zu vertrauen gilt, vor wem man sich vielleicht besser in Acht nimmt und was er selbst zu lernen hat. Das Tier lernt durch Nachahmung, Ermutigung und Korrektur in absolut organischer Weise. Ein auf diese Weise sozialisierter Hund kann auf jedem Spaziergang auf jede noch so große Hundetruppe treffen und weiß sich einzufügen. Kommt es zu kleinen Auseinandersetzungen innerhalb einer Begegnung, geschehen diese im Rahmen und können innerhalb stabiler Hunde geklärt werden. Die Besitzer müssen nicht eingreifen. Ähnliches gilt, wenn das Tier in eine Tagesbetreuung oder in eine Tierpension kommt. Auch dort wird er auf stets unterschiedliche, teilweise tagesabhängige Rudelkonstellationen treffen. Gut, wenn er den Umgang in einem heterogenen Rudel gelernt hat.
“Es braucht ein ganzes Dorf” so einleuchtend wie treffend formuliert… selbst Eigenbrötler finden ihren Platz… denn Einsiedler entstehen höchst selten! Bravo!
Wir erlauben uns so große “Töne” zu spucken, da auch wir erst in diese Erkenntnis hineingewachsen sind.
Wir sind Menschen und ticken wie “Mensch”. Wir wollten für unsere Hündin nur das Beste. Das Umdenken bzw. Lernen war auch bei uns ein Prozess.
Den Vergleich der “Integration” in die Gesellschaft zu ziehen hat in diesem Fall rein gar nichts damit zu tun, das Hunde vermenschlicht werden und ist deshalb wirklich anschaulich erklärt.
Der Hund ist ein Familienmitglied – So wird er oft beschrieben. (Für viele “wie” das eigene Kind).
Uns sollte bewusst sein, dass wir unseren Welpen sowie erwachsenen Hunden niemals das bieten können, was Ihnen ihre “natürliche” Gesellschaft, nämlich das heterogene Rudel ihrer Art schenkt.
Selbst wenn wir noch so viele theoretische Anleitungen haben wie Hunde kommunizieren, wie sie “Zeichen” geben (was sie brauchen) usw. wir können das Meiste bestenfalls nur ähnlich simulieren. Feinheiten und wichtige Kniffe sind für uns natürlich “fremd”.
Sie verstehen sich dann zwar mit uns, dem Sozialpartner. Aber mit ihren Artgenossen läuft es nun mal dennoch anders. Haben sie auch das gelernt bzw. bekommen sie auch das geboten?
Auch wenn sie in eine homogene Welpengruppe schnuppern durften, klappt es noch lange nicht mit all den Hunden, denen sie noch begegnen werden. Das ist hier wirklich klasse erläutert.
Wir gehen sogar noch weiter:
Auch wenn sie bei uns dem Sozialen Partner, super funktionieren und leben, es ihnen auch gut geht, haben sie unserer Meinung nach auch das recht auf “ihre eigene Welt”: Das heterogene Rudel. (Im Besten Fall mit wechselnder Vielfalt, wo sie ja eigentlich auch hingehören – wenn wir ehrlich sind).
Ja, wenn er schon “wie ein eigenes Kind” als Familienmitglied wahrgenommen wird, dann soll “das Kind” auch geboten bekommen, was es braucht, ihm gut tut und das erleben dürfen womit es sich “pudelwohl” fühlt. Oder?
Wir haben es wirklich erlebt:
Unsere damals knapp 1.5 Jahre alte Hündin, mit schon eigenbrötlerischen Manieren einer “Prinzessin”
( heute wissen wir auch, dass sie wohl nicht wirklich zufrieden war )
ist nun mit 3 Jahren tatsächlich ein total zufriedener, ausgeglichener und absolut lebensfroher Hund, der mit allen Hunden auf die sie trifft zurecht kommt und sind es mehrere, fügt sie sich problemlos ein.
Da wir ihr kein Rudel anschaffen konnten und wollten darf sie seither regelmäßig “ihr” Rudel besuchen (trotz Corona, Homeoffice und auch obwohl wir nicht verreist sind oder aus sonstigen Gründen keine Zeit hätten).
Jetzt hat “unser Kind” sein eigenes Leben, seine eigene Welt und dazu gehören wir der Sozialpartner, ihr Rudel, ihre Hundesitter und ihre Hundetrainerin.
Genauso wie unsere Hündin zu unserem Leben und unserer Welt gehört.